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Die 80er Jahre
fangen schon Mitte der 70er an ...


Der bunte Krempel hatte einfach keinen durchschlagenden Erfolg - das gediegene Wohnzimmer in Stilmöbeln von Antik über Altdeutsch bis Eiche Rustikal auf dem teuren Perser-teppich war immer noch das A und O in Deutschland - von den 60er bis in die 80er Jahre hinein. Der Stil etwas modernisiert - die Schrankflächen waren weniger verspielt und aus billigen Kunststofffolien auf schwerem Sperrholz, die Essgruppe mehr bäuerlich einfach geprägt. Grob gewobene Stoffe und Teppiche in "Salz-und Pfeffer"- Struktur und Farbe oder die allseits beliebten hellbraun- dunkelbraunen Fliesen "Rusticana" setzten sich durch.

Abseits von diesem immerwährenden Trend setzte sich die Billigproduktion von Möbeln aufgrund des wirtschaftlichen Druckes durch: Wir müssen kaufen, damit die Maschinen nicht stillstehen und die Beschäftigungsquote stabil bleibt. Die Industrie überzeugt uns, dass wir mit der Zeit gehen müssen und immer die modernsten Möbel oder den neusten Autotyp besitzen müssen. Diese fieberhafte Suche nach Neuheiten, zu der der Wirtschaftszyklus uns zwingt, hat nicht zur Entwicklung des modernen Stils beigetragen, sondern zu verbilligter und schlechterer Qualität der Möbel. "Esche natur, weiß oder schwarz" - Kunststofffolien mit Holzmasur auf Sperrholzplatten ersetzten das aufwändigere und teurere, echte Holzfurnier. Pflegeleichter und unkomplizierter Wohnen war das Schlagwort der "Billigheimer". Leider waren die Brettstärken zu dünn, so dass die Möbel schnell brachen, die Folien schrumpften, dass unansehliche Kanten hervorlugten oder bei zuviel Feuchtigkeit quoll das Sperrholz auf - sprich, es war billig gekauft und schnell auf dem Sperrmüll, so wie der Wirtschaftszyklus es wünscht.
Dagegen entwickelte sich ab Mitte der 70er der Trend Möbel selbst zusammenzubauen. Vorreiter war das schwedische Möbelhaus IKEA. Und alle anderen - wie hier die Mann Mobilia Werbung zeigt - zogen mit, günstige Möbel zum Selbstaufbau anzupreisen: "Können Sie sich vorstellen, daß manche Leute so ein schönes Stück in den Keller stellen?" - Das Geheimnis von IKEA: Der Selbstaufbau führt zur überhöhten Wertsteigerung des an sich günstigen Möbelstückes.


Das Wohnzimmer der 80er Jahre hat eine Skyline-Wohnwand mit beleuchteter Vitrine in einer dieser wunderbaren Holzimitatfolien, später kamen noch so schrille Leoparden- oder Tigerfelldrucke auch in blau/lila/violett dazu. Die Wände waren reinweiß - eine andere Farbe gab es nicht mehr! Das Sofa in XL-Größe passte gerade ins Wohnzimmer, hatte kleingemusterte, geografische Muster in grau-flieder-lila-mint oder schwarzes Leder, dazu kamen diverse Tischchen in Glas und Chrom ...



Die 90er Jahre
Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre propagierte die Möbelindustrie als modernen Stil große Einbaumöbel aus meist hellem Holz. Bei teuren Möbeln handelt es sich um echtes Buchenholzfurnier, günstige haben täuschend gutaussehende Kunststofffolien, die auch über Ecken und Kanten, sogar über Profilierungen hinüberweggehen. Nur die Haltbarkeit lässt zu wünschen übrig. Kombiniert wurden diese meist kastenförmigen, schlichten Möbel mit knalligem Blau in grafischen Mustern, unterstützt von den anderen beiden Grundfarben Rot und Gelb - eine kräftige Mischung!



Aus dieser Billigproduktion entstand die Rückbesinnung auf die guten, alten Werte: Der Trend zu Antikmöbeln verstärkte sich in den 90er Jahren. Handwerklich gefertigte massive Holzmöbel erweckten den Eindruck von Beständigkeit und gefiel all denen, die sich nicht mit dem schnellen Geschmackswandel abfinden wollten. Anfangs ging der neue Trend fast vollständig an der Möbelindustrie vorbei - es wurde vorwiegend Altes gekauft. Gelaugt-geölte oder gewachste Weichholzmöbel (meist aus Dänemark oder Schweden) waren die günstigere Variante sich Antiquitäten ins Zimmer zu holen: Der Landhausstil war geboren! Häufig kombiniert mit rustikalen schwarzen Eisenmöbeln. Terrakotta-Fliesen wurden neben weiß-grauen Kacheln am liebsten in Deutschland verbaut.

In der Küche setzte sich Blau durch: Kein Küchengerät, kein Geschirr, kein Topflappen ohne Blau. Und so wurden zu den Terrakottafliesen helle Weichholzmöbel, gelbe und blaue Gardinen oder Polstermöbel kombiniert - eine nicht wirklich gelungene Mischung. Der beliebte Landhausstil wurde uns durch die "Billigheimer" der Möbelindustrie wieder vergratzt: In jedem Baumarkt oder Discounter wurden und werden billige Landhausmöbel verramscht - in dünner Brettstärken, teilweise auch überhaupt nicht aus "Massiv-holz", die sich bei der geringsten Belastung biegen, dass das Möbel echt sperrmüllreif aussieht. Gespart wird auch an den Schubladen - sie gehen selten über die gesamte Tiefe des Schrankes, sondern nur über Zweidrittel der Tiefe! Über die einfachen Scharniere schweigen wir lieber. Es wurde und wird beim Möbelbau an allen Ecken und Enden gespart!

Die 00er Jahre
Der Minimalismus-Trend: Weniger ist mehr. Deko-Krimskrams von Wand zu Wand ist nicht nur unmodern, sondern erstickend. Also, Entrümpeln, Wegwerfen von dekorativen Stehrümchen und Rückbesinnen auf das wirklich Notwendige. Das Optimum: Alles in weiß mit wenigen Naturholzmöbeln. Nun kaum einer wird sich von allem lösen können, aber es wird deutlich weniger Krimskrams und Dekorkrempel gekauft als in Achtziger Jahren. Auch Weiß ist nicht das Nonplustultra für die Meisten: Ob rote Wände oder ganz in Schwarz, es wird mutig gepinselt, gewischt oder gespritzt.
Möbel?  Nun, die Möbelindustrie lebt Retro ! Das Beste der 50er, 60er, 70er - wie im Radio. Alle die sich nicht die neuen, meist überteuerten Designermöbel leisten können oder wollen, versuchen ihr Glück zwischen Ererbtem, Überlebtem, Ebay oder Flohmarkt und laut schreienden Möbelgroßmärkten. Würden wir mehr in langlebige Möbel investieren und nicht auf den besten Preis schielen, würden wir hierbei auch ein wenig für die Natur tun. Stichwort: Nachhaltigkeit.

Ansonsten hoffen wir der Stilmix glückt ...

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