Die-Wohngalerie für Wohnen, Design und Lebensart des 20. Jahrhunderts
Angesichts der heutigen Preise erscheint es fast wie ein Witz: Ende der 1940er Jahre lobte das New Yorker MoMA (Museum of Modern Art) einen Design-Wettbewerb für "Low-Cost Furniture", also niedrigpreisige Möbel, aus. Ein gewisser Charles Eames experimentierte mit seiner Ehefrau Ray nach seinen ersten Schritten mit dem zuvor angesagten "Plywood" nun mit den neuen Kunststoffen. Statt nämlich handwerklich aufwendig "Plywood", sogenanntes Schichtholz, unter Dampf in Form zu biegen, ließ sich der mit Glasfasern verstärkte Kunststoff leicht und günstig in eine vorgefertigte Form gießen. Ausgehärtet zu einer durchgehenden Sitzschale entstand mit einem simplen Gestell aus Stahlrohr flugs der erste Kunststoffstuhl:

Gefertigt von der angesagten Herman Miller Marke entwickelt sich der Kunststoffstuhl schon in den frühen 1950er Jahren zu einem Verkaufsschlager unter den jungen, hippen Design-Freunden in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dagegen tat sich der unter italienischer Lizenz hergestellte Eames Chair zunächst in Europa recht schwer: Polster waren einfach beliebter. Erst ab den 1960er Jahren brachte VITRA / FEHLBAUM den leichten Kunststoffstuhl in Mode. Nun jedoch wurde die Herstellungsweise bemängelt: Glasfasern in Kunststoff gegossen sind zwar ein ideales Material für eine Sitzschale, weil es ungemein robust und strapazierfähig ist. Aber in der Produktion sind die Glasfasern dem Hersteller VITRA zu gefährlich für die mitarbeitenden Menschen. Die Produktion wird in den frühen 1970ern eingestellt.

Achtung, wer Second Hand unbedingt dieses uralte Original Design kaufen will, sollte darauf achten, dass der Fiberglass Kunststoffstuhl mit einem Lack rundum versiegelt ist. Abstehende Glasfasern sind äußerst gesundheitsschädlich - nicht nur für Kinder und Haustiere! Die feinen Partikel schwirren wie Staub durch die Luft, werden unbewusst eingeatmet und in der Lunge abgelagert. Wir empfehlen daher immer einen Neukauf: VITRA hat in den letzten Jahren den Original Eames Chair Fiberglass neu aufgelegt: modern verarbeitet, vollkommen ummantelt und unbedenklich für die Gesundheit, mit allen robusten Vorteilen für dieses Material.

Ab den 1990er Jahren nimmt VITRA wieder die Produktion der Kunststoffstühle aus dem Mid-Century Design auf: Das Zauberwort heißt Polypropylen, ein sauber zu verarbeitender Kunststoff. Ausreichend flexibel in seinen Materialeigenschaften, um bei Belastung nicht zu brechen, und somit strapazierfähig genug, um auch Kindertoben bestens zu widerstehen. Sprich, endlich ein Stuhl, der cool aussieht und allen Ansprüchen eines modernen Lebens mit Leichtigkeit widersteht.
Charles & Ray Eames entwickelten zwei Sitzformen als Esszimmerstuhl in sogenannter Dining Height: Der organisch geformte Armchair kommt als Stuhl mit leicht ausgestellten Armlehnen. Der schlanke Side Chair nimmt weniger Platz an einem Esstisch ein, da die Sitzschale aus der Sitzkuhle in die Rückenlehne übergeht. Dank der organischen Form der Sitzschalen, lässt es sich wunderbar auch ohne Sitzkissen auf den Kunststoffstühlen sitzen. Wenn du häufig im Sommer an Kunststoff-Oberflächen schwitzt und kleben bleibst oder im Winter über einen zu kühlen Sitz meckerst, bist du mit einem flachen Sitzkissen aus Filz bestens bedient.

Ganz dem Original Design von Charles und Ray Eames folgend wird der Plastic Chair mit verschiedenen Gestellen kombiniert.
Hilfreich ist es, sich mit den gängigen Abkürzungen auszukennen, um den richtigen Stuhl zu kaufen:
D = Dining Height: VITRA hat in den letzten Jahren die Gestelle den heute höheren Sitzgewohnheiten angepasst.
S = Side Chair (Stuhl ohne Armlehnen) oder A = Armchair (Armlehnstuhl)
Gestelle: R = Rod Base bzw. Eiffel-Basis aus Stahldraht, W = Wood Base (Dowel) aus Holz mit Stahldraht-Verbindung, X = X-Base
aus überkreuz verlaufenden vier Stahlrohrbeinen.
Während die X-Basis mit ihren vier Stuhl-Beinen eher schlicht daherkommt, erfreut sich die raffinierte "Eiffel-Basis" - ja, ja das metallene Gestell erinnert ein
wenig an den Pariser Eiffelturm - einer überaus großen Fangemeinde. Aufpassen heißt es bei den vielen verschiedenen hölzernen
Gestellen: Vielleicht liebst du ja die farbige Abwechslung am Esstisch, ansonsten musst du zwischen Ahorn und Esche, lackiert, geweißt,
dunkel oder eiche-farbig gebeizt oder gefärbt entscheiden. Schwere Auswahl von VITRA, nicht wahr?
Nur der DSR, DSX, DAR und DAX in pulverbeschichteter Ausführung sind bedingt outdoor geeignet. Heißt in der Praxis: Du kannst die Plastic Chairs im Sommer auf Balkon und Terrasse draußen stehen lassen. Ein Regenschauer macht den Kunststoffstühlen nichts aus. Aber - und das ist ein großes Aber - im Herbst wandern die Stühle strikt ins Trockene. Denn fallende, nasse Blätter können aufgrund ihrer Gerbstoffe hässliche Flecken auf der Kunststofffläche hinterlassen. Der typisch grüne Winterschmier an stets feuchten Gartenstellen setzt in Kombination mit Frost dem Material zu. Aber das ist bei den meisten Gartenstühlen der Fall! Trocken in einem Schuppen oder auf einer überdachten Terrasse untergestellt ist jeder pulverbeschichtete Plastic Chair schnell wieder einsatzbereit, wenn im Februar die Sonne verführerisch um die Mittagszeit lacht!

Nicht immer sind alle Farben im Angebot von VITRA - es lohnt sich also Vintage umzuschauen, wenn ein Eisdielen-Pastell-Abfolge - wie oben abgebildet unterhalb der Muschellampe zu erkennen - gewünscht wird! Wer aber Second Hand zuschlagen will, sollte unbedingt auf die Original-Prägungen auf der Unterseite der Sitzschale achten: Jeder "Plastic Chair" von VITRA zeichnet sich als Original mit einem Schriftzug-Logo, der Angabe des Designerpaars, dem Herstellungsdatum sowie Materialangabe (PP für Polypropylen) aus. Der Original "Eames Fiberglass" kommt dagegen meist nur mit dem Schriftzug-Logo. Fehlen diese Prägungen, empfehlen wir nur: Hände weg von der Replica! Viele Fälschungen sehen auf dem ersten Blick super aus, fallen aber bei regelmäßigem, strapaziösem Einsatz schneller auseinander! Und wir haben schon viele wackelige Fälschungen mit durchgedrehten Schrauben und Gewinden gesehen, weil diese bei Belastung "arbeiten" und das billige Material sich zerreibt!
Größenvergleich unseres
Maskottchens
Ringo: 13,5cm
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