Eierkocher
– oder die lange Geschichte des Eierkochens: Mit einem simplen Kochtopf und Wasser überm Feuer startet gerne der Streit um die lästige Frage, wie lange darf oder soll das Ei bitte schön kochen? Die einen verlassen sich eher aufs Gefühl, die anderen auf die Eieruhr und trotzdem wird nicht jedes Ei gleich!

1933 entwirft der junge Wilhelm Wagenfeld ganz im Sinne des Bauhaus den "JENAer Eierkoch" für SCHOTT Mainz: Statt unsichtbar in seiner Eierschale schwimmt das Ei in JENAer Glas mit einem Fassvermögen 0,12 l, bestens geschützt durch eine Deckel mit Metallspange! So kann von allen Seiten der Fortschritt betrachtet werden, wenn der "Eierkoch" von SCHOTT + Gen. im Wasserbad weilt. Selbstverständlich eignet sich der "Eierkoch" auch für empfindliche Süßspeisen wie Creme Brulee oder feine Pasteten, die gerne zur Zubereitung sorgsam im Wasserbad weilen.

Der erste Schritt, Eier in einem elektrischen Küchengerät zu zubereiten, fand allerdings schon eine geräumige Weile vorher dem "Eierkoch"statt: 1896 konstruiert AEG den ersten elektrische Eierkocher. Formschön aus Edelstahl, mit einer vornehm verzierten Haube und herausnehmbarem Träger – der stilvolle AEG Vorgänger wendet sich 1896 an ein zahlungskräftiges Publikum! Schließlich verfügen vor der Jahrhundertwende noch die wenigsten Menschen über Strom, und wenn wird lediglich eine Leuchte aber nicht solch ein Küchengerät betrieben. Und diese Ängste vor dem neuen und sichtlich teuren Strom in der Küche hält bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg an ...

Machen wir einen Sprung in die 1960er Jahre: Der spacige Eierkocher auf Tulpenfuß von SIEMENS, Modell TE 0600, greift die Form seines metallenen Vorgängers elegant auf. Auf das cremeweiße Kunststoffgehäuse mit zierlichem aber standfestem Fuß sitzt der SIEMENS Eierhalter mit äußerer Metallzierleiste und dunkelbraun durchsichtigem Deckel (h: 16,5  d: 15 cm). Mit einem klappbaren Henkelchen im Eimer-Prinzip kann der Eierträger aus dem schicken SIEMENS Küchengerät der 1960er Jahre entnommen werden.

Dieser Form bleiben die meisten Küchengerät-Hersteller selbst in den innovativen 1970er Jahren nahezu treu: HOOVER stattet seinen runden Eierkocher in Sonnengelb mit einem rauchbraunen Deckel aus (h: 13   d: 16,5 cm). In dem HOOVER Eierträger können bis zu 6 Eier gleichzeitig kochen, selbstverständlich vorher mit dem mittig integrierten Eierpicker vorsichtig gelocht, um ein Platzen der Eier beim Kochen erfolgreich zu verhindern.

Im gleichen Prinzip überzeugt der orangefarbene Eierkocher von ROWENTA mit rauchbraunem Deckel von 1972: "Der ROWENTA Eier-Kochautomat KG-72, in dem sich bis 6 Eier gleichzeitig kochen lassen, ist mit einer Verdampfautomatik und akustischem Signalgeber ausgestattet. Ein mittig eingebauter Eierpicker verhindert das Platzen der Eier." Ein wenig holprig der Werbespruch von 1972 aus dem Hause ROWENTA – selbstverständlich müssen auch hier die Eier im ROWENTA Kochautomat mit dem integrierten Eierpicker angepickst werden. Ein bloßes Vorhandensein der kleinen Nadel verhindert keineswegs das unliebsame Platzen!

Während die meisten Küchengerät-Hersteller wie SIEMENS, ROWENTA und HOOVER nur an der Technik, aber kaum an der Form herumfeilen, versucht AEG in den 1970er Jahren einen vergeblichen Quantensprung im Design: Der AEG Eierkocher, Typ EKS, besticht in rechteckiger Form mit durchaus handlichem Griff und markanter Einschalttaste. In dem handlichen Kochautomat können 1-5 Eier gleichzeitig kochen. Ein akustisches Signal zeigt den über die Verdampfungstechnik bestimmten Endpunkt des Garens an. Zudem überzeugt der AEG Eierkocher mit modernster Ausstattung: Neben der innovativen Teflonbeschichtung des Innenbehälters zeigt sich der herausnehmbare Eiereinsatz aus reinigungsfreundlichem Aluminium. Zudem wird ein Messbecher mit integriertem Eierpicker mitgeliefert. Manch heute neu gekaufte Eierkocher zeigt nicht diese moderne Ausstattung ...